Interview mit Banshee - einer Künstlerin aus Hannover.
Das Gespräch führte Nowaja Semlja, ein hochgeschätzter und etablierter Kunstkritiker.

Nowaja: Danke Banshee, daß Du etwas Zeit gefunden hast, meine Fragen zu beantworten.

Banshee: komme bitte zum konkreten Teil, Smalltalk liegt mir nicht.

N: Es gibt nur wenige Menschen aus der Kunstszene, die offen über ihre Projekte reden. Die meisten Künstler haben ihre Visionen und ihre Bilder vor Augen. Was sollen Deine Bilder ausdrücken?

B: Ich weiß es manchmal selbst nicht. Vor meinem geistigen Auge sehe ich etwas, und ich fange einfach an. Es ist manchmal ganz witzig. Wie ein kleines Kind, was einfach drauf los malt, und manchmal kommt etwas Gescheites raus.

N: Kindisch sehen Deine Zeichnungen nicht gerade aus.

B: Es stimmt schon, sie sind eher das Gegenteil davon. Manchmal denke ich an den Weltschmerz, an brutale Kämpfe, wo es nur Verlierer geben kann.

N: Zeichnest Du deshalb so gerne Kriegerinnen?

B: Es sind oftmals keine richtigen Kriegerinnen, sondern eher Amazonen. Hinzu kommen die richtig fiesen Teile. Feuerspeiende Drachen, manchmal aber auch kleine Tiger, wo man fast an verspielte Stubentiger denkt. Du kannst manchmal den hinterhältigen Blick in ihnen erkennen.

N: Möchtest Du denn die Frau als den starken und dominanten Teil darstellen?

B: Ach was, so etwas wurde mir schon oft unterstellt. Es stimmt einfach nicht. Genauso oft werden von mir Helden dargestellt. Da gibt es einige Charaktere, die mir sehr ans Herz gewachsen sind.

N: Arbeitest Du denn mit herkömmlichen Mitteln? Also schwingst Du so richtig den Pinsel?

B: Nein.

N: Das war aber eine kurze Antwort. Wie stehst Du denn zu den modernen Arbeitsmitteln? Kannst Du mit einem Computer umgehen?

B: Ich denke, da werde ich ein wenig ausholen müssen. Meine Bilder entstehen nicht auf herkömmlichem Wege, sondern sind alle komplett am Computer entstanden. Es gibt zahlreiche Programme, womit man hervorragende Ergebnisse erreicht.
Wichtig ist es, die Idee im Kopf zu haben. Ein Bild entsteht nicht am Rechner, es entsteht in Dir, ganz tief in dir. Es muß aus dem Herzen kommen, und Deine Gefühle ausdrücken.

N: Das heißt, Du benutzt den Rechner nur als Werkzeug?

B: Genau so ist es. Glaube aber bloß nicht, daß er die tägliche Arbeit einfacher macht. Ich kann nicht auf Clip-Arts zurückgreifen, da sie meinen Ansprüchen nicht genügen. Einige Kollegen von mir haben es schon versucht, es bringt aber nichts. Die Suche nach der passenden Vorlage ist zeitraubend und somit kontraproduktiv.
Bei meinen Arbeiten muß ich von Grund auf anfangen. Ich arbeite mit Drahtgittermodellen, die frei im Raum beweglich sind. Auf diese wird dann - einfach ausgedrückt - eine Textur übermodelliert. So als würde man einem Skelett eine Haut anziehen.

N: Hört sich kompliziert an.

B: Ist es auch. Die Schwierigkeiten stecken im Detail. Es macht einen riesigen Unterschied, ob diese Textur auf einem Knochen aufliegt, oder auf einer Fettschicht, oder über einem Muskel.
Du kennst es von Bodybuildern, die stets bemüht sind, nicht nur dicke Muskeln zu erreichen, sondern auch eine tiefe Zeichnung.
Jede einzelne Ader muß sich abzeichnen, man muß regelrecht das Blut pochen sehen, und wie der Schweiß aus den Poren tritt.

N: blutig sind deine Bilder aber nicht.

B: Ich stehe nicht auf dieses Gemetzel. Es ist viel ergreifender, wenn das Bild, was Du gerade betrachtest, deine Gedanken anregt. Wie wird es weitergehen? Was ist geschehen?
Es ist klasse, wenn Du ein Bild siehst, und in deinem Kopf spielt sich eine Geschichte ab.

N: Du sprachst von Drahtgittermodellen und Texturen. Benötigt man für so etwas nicht modernste Systeme?

B: Ich benutze die derzeit auf normalen Wege erhältlichen Systeme, wobei ich es gewohnt bin, auf verschiedenen Plattformen zu arbeiten.
Jedes System hat seine Vor- und Nachteile. Ich versuche den pragmatischen Weg zu gehen und mich nicht in Betriebssystemfragen zu verheddern.

N: Du sprachst von Kollegen. Kommen diese aus deiner Gegend?

B: ach was, räumliche Entfernungen schrumpfen. Dank der Verbindung mit dem Internet sind meine Kollegen irgendwo in der Welt, und wir treffen uns in Chatrooms.

N: man sagt ja immer, daß diese Computerbenutzer keine sozialen Kontakte mehr pflegen können.

B: Ich spreche nicht mit dem Computer, sondern mit anderen Menschen. So wie wir beide jetzt miteinander kommunizieren. Nur daß ich die Tastatur hierzu benutze.
Gehe auf meine Website Banshee42 - dann wirst Du sehen, wie groß die Community ist. Egal ob Renderosity oder DAZ, da steckt ein riesiges Potential dahinter. Sie ist nicht so groß wie bei WoW - die Zielsetzung ist ja auch eine völlig andere.

N: hört sich nicht gerade so an, als wenn diese Chatrooms in Deutschland sind.

B: die Chatrooms - speziell für Graphiker - sind international. Jeder kann mitmachen. Mit der deutschen Kunstszene habe ich keinen intensiven Kontakt. Es ist merkwürdig, zu den Leuten, die räumlich am nächsten sind, habe ich kaum die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch. Mir wurde gesagt, daß deutsche Künstler recht elitär sein sollen. Ehrlich gesagt glaube ich es nicht. Auch hier gibt es nette und aufgeschlossene Menschen.

N: Vielleicht gibt es in Deutschland noch ein zu großes Konkurrenzdenken?

B: Kann ich leider nicht beurteilen. Möchte ich auch nicht beurteilen, da ich mich lieber auf die Arbeit konzentriere. In Deutschland gibt es auch nette Gemeinschaften. Schaue mal ins Rohkostforum, und Du wirst feststellen, daß es nicht nur Konkurrenzdenken gibt, sondern auch gegenseitige Hilfestellung.

N: Nun lassen sich Diskussionsforen aus dem Bereich “gesunde Ernährung” gewiß nicht mit der täglichen Arbeit vergleichen.

B: Es zeigt überaus deutlich, daß man nur damit anfangen muß. Unser Motto muß wie folgt lauten: “Gemeinsam schaffen wir es”.
Es ist doch völlig egal, ob es um berufliche Ziele geht, oder Freizeit, oder Ernährung. Unser Weg ist das Ziel.

N: Vielen Dank für das nette und aufgeschlossene Gespräch, und weiterhin viel Erfolg.

 

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