Grillen bei Mutti und Werner ist immer wieder enttäuschend. Bereits im letzten Jahr hatte es keinen Spaß gemacht. Es gab Berge von Fleisch, aber keinerlei vernünftigen Beilagen.

Bereits im letzten und im vorletzten Jahr regten wir an, daß man auch Maiskolben, Kartoffeln, Pilze, Zwiebeln, Zucchini und Auberginen grillen kann.

Auch dieses Jahr war es enttäuschend. Mutti hatte zugesagt, einen schönen Salat zu machen. Nun, der Salat war in einer Plastik-Keksdose zusammengerührt und völlig verwässert. Pfeffer und Salz waren nicht durchgemischt. Die Gurkenscheiben waren viel zu dünn mit einem Hobel geschnitten. Insgesamt sehr sehr lieblos. Da war noch nicht einmal Mozarella und Schafskäse drin. Stattdessen viele Tomaten, und daß, obwohl Conny keine Tomaten mag. Mutti müßte inzwischen wissen, daß Conny keine Tomaten mag.

Normalerweise denke ich bei Salat an eine hübsch hergerichtete Salatplatte. Jeder kann sich nehmen, was er möchte, und anschließend das Dressing drübergießen, oder nur Essig und Öl. So durchgemanscht ist es einfach nur wiederlich.

Und zu einer adretten Salatplatte gehört knackiger Eisbergsalat, Oliven und Peperoni, frischer Paprika, herzhafter Rucola, viel frische Kresse, Pilze, knackig frische Möhren in feine Streifchen geschnitten, und Gurken mit Dill. Dazu frisches saftig grünes Basilikum mit Mozarella, und einige Würfelchen Schafskäse.

Dazu noch einige Rosmarinzweige, die man anschließend in die Grillglut legen kann.

Nun denn, ich hatte Hoffnung, daß das Fleisch die Defizite dieser lieblosen Zubereitung kompensiert. Aber statt frischer Bratwürste im Naturdarm gab es nur dünne gebrühte Würste. Als wir um etwas Senf baten, wurden wir enttäuscht. Es gab keinen Senf. Stattdessen Worchester-Soße. Insgesamt zwei Flaschen. Bei der einen Flasche war das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) noch nicht abgelaufen, die andere zeigte ein MHD von April 2000. Oh, oh, hatten wir nicht Juli 2004? Sollte es war sein, daß das MHD bei einer bereits angebrochenen Flasche um vier Jahre (!) überschritten ist? Ich war fassungslos. So etwas hatte ich noch nicht erlebt.

Das Fleisch war übrigens bereits fertig gegrillt. Es befand sich in einer zugedeckten Porzellanschüssel, die soeben auf den Tisch gestellt wurde. Daß die unteren Stücke bereits abgekühlt waren - an diesen Punkt dachte niemand. Dabei muß doch Grillfleisch frisch vom Grill auf den Tisch kommen. Ich regte an, die Stücke nochmal kurz auf dem Grill aufzuheizen.

Zum Glück hatten wir Maiskolben mitgebracht. Solche Fleischberge sind nicht unser Fall, zumindest dann, wenn es nur Fleisch gibt und nichts anderes.

Wir baten um ein Stück Butter. Aber nein, natürlich war auch keine Butter dar. Anscheinend wurde Butter wg. dem Cholesterin aus dem Haushalt verbannt, und auf Margarine umgestellt. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Butter ist wesentlich natürlich als Margarine (Wasser-Öl-Emulsion). Aber ich kann es tausend Mal erzählen. Manchmal ist es sinnvoller, in den Keller zu gehen, und mit der Wand zu sprechen. Da bekommt man mehr Resonanz und Verständnis als bei Gesprächen mit (einigen) älteren Leuten.

Zum Glück gibt es Ausnahmen.

Mutti hatte extra für uns "gutes Fleisch" geholt. Sie weiß, daß wir Rindersteaks mögen. Doch was ich da sah, verschlug mir die Sprache. Mutti hatte Roastbeef geholt, und bereits als es auf dem Tisch lag - noch nicht gegrillt - machte es einen trockenen Eindruck. Die Scheiben waren viel zu dünn geschnitten, ca. 7 mm. Wie soll denn so ein Stück saftig bleiben.

Ich bat darum, es selbst grillen zu dürfen. Natürlich nicht sofort. Erst wollte ich noch mein laukaltes Bier genießen, ganz in Ruhe. Als ich zum Grill blickte, sah ich das Roastbeef bereits draufliegen. Ganz am Rand, "da passiert nichts", sagte Werner.

Aarghh, ich wollte es selbst grillen, ganz nach meiner Methode. Doch da liegt das Fleisch am Rande des Grills und trocknet bereits aus. Fassungslos schüttelte ich den Kopf.

Gerade bei Rindfleisch sind mehrere Faktoren wichtig:

a) es muß gut abgehangen sein, und dennoch sehr saftig aussehen

b) zu Beginn benötigt es brutale Hitze. Die Kohle muß richtig heiß sein, und der Abstand zwischen Grillgut und Kohle sehr klein. Durch die brutale Hitze schließen sich die Poren sofort, und das Fleisch bleibt saftig. Danach wird die Hitze reduziert, und das Fleisch durchgegrillt. Je nach gewünschtem Grad - Rare, Medium, Well-Done - bleibt es noch einige Zeit auf dem Grill liegen.

c) nach dem Grillen nicht sofort anschneiden. Es muß noch etwas abkühlen, damit der Saft zur Ruhe kommt und beim schneiden nicht herausläuft.

Als letzten Gang gab es noch selbstgemachte Frikadellen. Die Zwiebeln waren lieblos geschnitten und viel zu groß. Da das Mett nicht ausreichend durchgeknetet war, viel es auseinander. Da nützte auch nicht das darübergestrichene (!) Eigelb. Gut durchkneten, dann hält es auch mit großen Zwiebelstücken. Nun denn, die Mettklöße vielen auseinander, teilweise durch den Grillrost hindurch.

Für uns steht fest: Grillen bei Mutti ist eine Sache für sich.

Kleiner Tipp:  hier gibt es schmackhafte Grillrezepte

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